SowiBleibt

Da die Diskussion um die Abschaffung des Schulfachs SoWi durch die schwarz-gelbe Landesregierung jetzt schon ein paar mal an mich heran getragen wurde, hier die Positionierung der SPD-Landtagsfraktion NRW, der ich mich vollumfänglich anschließe.
Wir wissen um die gesellschaftliche Bedeutung des Faches Sozialwissenschaften und sind daher sehr besorgt angesichts der Ankündigungen der Landesregierung.
 
Die Themen des Faches sind vielseitig und von enormer Relevanz für junge Menschen sowohl in ihrer weiteren Schullaufbahn als auch für ein Leben in einer demokratischen Gesellschaft insgesamt. Sozialwissenschaften fördern kritisches Denken und die konstruktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlich und politisch begründeten, religiös wie kulturell gebundenen und ökonomisch orientierte Einstellungen. Das Themenspektrum reicht dabei z.B. von wirtschaftlichen Zusammenhängen (Markwirtschaft, Konsum etc.), der Globalisierung, der Rolle des Sozialstaates über die soziale Ungleichheit, Identitätsfragen und Geschlechterrollen. Schüler*innen legen mit den Erkenntnissen und Erfahrungen aus dem Fach die ersten Grundsteine, um als mündige Bürger*innen dieses Landes partizipieren zu können. Insbesondere in Zeiten der Demokratie- und Politikverdrossenheit und des wachsenden Radikalismus mit Sicherheit ein wichtiges Argument.
Neben einer Grundorientierung eignen sich Schüler*innen jedoch auch wichtige Schlüsselqualifikationen für die Zeit nach Schule und Studium an. Das Fach Sozialwissenschaften ist somit aus unserer Sicht unverzichtbar. Dabei möchten wir uns nicht den neuen Themenkomplexen, die nun mit einfließen sollen, verwehren. Im Gegenteil: wir begrüßen, dass nun auch ein klarer Bezug auf die Lebensweltorientierung und Verbraucherschutz genommen wird. Dies darf jedoch nicht zu Lasten der soziologischen Inhalte gehen. Kritisches Denken muss weiterhin gefördert werden, hierzu benötigt man auch und allem voran Rüstzeug der Soziologie.
Im neuen Fach „Wirtschaft-Politik“ jedoch werden die Teildisziplinen Soziologie, Wirtschaft und Politik nicht gleichwertig berücksichtigt, damit auch nicht die jeweiligen Inhalte und die Vermittlung der entsprechenden Methoden. Das wollen wir so nicht stehen lassen.
Unsere Einschätzung wird von vielen Professoren der Soziologie an den Universitäten, die Lehrkräfte ausbilden, geteilt. Auch die einschlägigen Fachverbände stemmen sich gegen die Änderung der LZV. Momentan suchen wir aktiv den Austausch mit diesen, um gemeinsam mit vielen Stimmen Einfluss auf das laufende Verfahren nehmen zu können.
Die Verbändebeteiligung lief bis Ende der ersten Kalenderwoche. Nun wird die Änderung der LZV sicherlich bald auf die Tagesordnung des Ausschusses Schule und Bildung im Landtag NRW gesetzt. Wir werden als Fraktion dort alle offenen Fragen gegenüber der Ministerin stellen und bei den kritischen Änderungen besonders nachhaken! Eine Veränderung der LZV darf auf gar keinen Fall zu Lasten der politischen Bildung Jugendlicher gehen. Gesellschaftliche Kompetenzen und Selbstreflexion sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Das politische Klima in Deutschland und Europa verändert sich auch bei uns in Nordrhein-Westfalen. Rechtspopulismus, Globalisierung und digitale Medien stellen neue Herausforderungen dar, die zunehmend demokratische Werte gefährden. Diese Entwicklung macht auch vor den Klassenzimmern nicht Halt. Eine starke Demokratie braucht aufgeklärte Demokrat*innen.