Lisa-Kristin Kapteinat / Volkan Baran: „Kommunikation im Paul-Ministerium: Nur Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht“

Lisa-Kristin Kapteinat / Volkan Baran: „Kommunikation im Paul-Ministerium: Nur Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht“

Gestern veröffentlichte der SPIEGEL einen Bericht, welcher nahelegt, dass das Ministerium von Josefine Paul schon früh Kenntnis über den missglückten Abschiebeversuch des mutmaßlichen Attentäters vom 23. August 2024 hatte. Dazu hat die SPD-Fraktion eine Aktuelle Viertelstunde für die Sitzung des Integrationsausschusses am Mittwochmittag, 30. Oktober 2024, beantragt. Parallel dazu hat die SPD-Fraktion NRW-Innenminister Herbert Reul schriftlich aufgefordert, bis morgen (Mittwoch, 23. Oktober 2024) den gesamten Verteilerkreis der jeweiligen WE-Meldungen im Bezug auf den Anschlag zu übermitteln. Hierzu erklären Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Volkan Baran, integrationspolitischer Sprecher:

Lisa-Kristin Kapteinat:

„Die neusten Enthüllungen um Ministerin Paul und ihren Kenntnisstand nach dem Anschlag vom 23. August führen wieder zu erheblichen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Ministerin. Nachdem Frau Paul betonte, erst am Sonntagvormittag von ihrer Zuständigkeit gesichert erfahren zu haben, lässt dieser Bericht des SPIEGEL nur zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder, Ministerin Paul hat Fehler in der Meldekette Ihres Ministeriums bisher verschwiegen, oder die Ministerin wusste deutlich früher nach dem Anschlag, dass ihr Verantwortungsbereich betroffen ist und hat folglich nicht reagiert. In jeder Hinsicht zeigt dieser neue Bericht die sich wiederholende und unsägliche Salamitaktik der Ministerin auf: Nur Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht.

Neben den bereits bestehenden, zahlreichen Fragen zum Verhalten der Ministerin nach dem Anschlag vom 23. August kommen jetzt viele weitere hinzu. Fragen, die auch dem SPIEGEL durch das Ministerium und der Ministerin nicht beantwortet wurden. Anstatt reinen Tisch zu machen, wird weiter nach Methode-Paul verfahren: Auf offene Fragen wird nicht geantwortet, nur drum herumgeredet und die Verantwortung am Ende auf andere geschoben. Unser Vertrauen in die Ministerin sinkt kontinuierlich weiter.“

Volkan Baran:

„Es zeichnen sich chaotische Zustände innerhalb der Meldekette des NRW-Fluchtministeriums ab. Dass sich der betroffene Referatsleiter jetzt über seinen Anwalt äußert, zeugt zudem nicht von einem gesunden Vertrauensverhältnis zwischen Frau Paul und den Beschäftigten ihres Ministeriums. Nach diesen neuen, schweren Vorwürfen muss Ministerin Paul endlich liefern.  Wir erwarten – abermals – umfassende und lückenlose Aufklärung, welche einst von Ministerpräsident Wüst nach dem Anschlag versprochen wurde. Eine erneute Gelegenheit hierfür wird die Ministerin nächste Woche im Integrationsausschuss haben, für welchen wir eine Aktuelle Viertelstunde zu den aktuellen Enthüllungen beantragt haben.“

Lisa-Kristin Kapteinat / Christina Kampmann:„Sicherheitspolitisches Versagen im Fall Hassan N. – Landesregierung muss viele offenen Fragen beantworten“

Lisa-Kristin Kapteinat / Christina Kampmann: „Sicherheitspolitisches Versagen im Fall Hassan N. – Landesregierung muss viele offenen Fragen beantworten“

Die SPD-Fraktion im Landtag NRW hat mit Schreiben an Ministerin Josefine Paul und Minister Herbert Reul die Landesregierung dazu aufgefordert, offene Fragen im Fall Hassan N., der vergangene Woche in Krefeld mit einem Amoklauf eine lange Spur der Verwüstung hinterlassen hat, umgehend zu beantworten. So ist bis heute unklar, warum selbst nach der Bedrohung eines Sachbearbeiters der Krefelder Ausländerbehörde zwei Tage vor der Amoktat keine präventiven Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen worden sind. Von welchem Risikopotenzial des Tatverdächtigen ging die Landesregierung aufgrund seiner Behandlung als Prüffallim Rahmen des „PeRiskoP“-Programms aus? Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über die mutmaßliche psychische Erkrankung des Tatverdächtigen? War er in medizinischer bzw. psychologischer Behandlung?

Diese Fragen sind beispielhaft für zahlreiche Aspekte, die dringend geklärt werden müssen. Dazu zählt u.a. auch, bei wie vielen Personen im Rahmen des „PeRiskoP“-Programms die Landesregierung aktuell von einem besonderen hohen Risikopotenzial für die Sicherheit der Bevölkerung ausgeht. In ihrem Schreiben an die Minister erwartet sich die SPD-Fraktion Antworten bis zum Ende dieser Woche. Sollten diese nicht rechtzeitig erfolgen, zieht sie auch die Möglichkeit einer Sondersitzung von Integrations- und Innenausschuss in Betracht. Hierzu erklären Lisa-Kristin-Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende, und Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

Lisa-Kristin Kapteinat:

„Es steht erneut der Verdacht im Raum, dass das Abschiebemanagement der Landesregierung auch in diesem Fall kläglich versagt hat. Nach Medienberichten soll der Tatverdächtige gegenüber den Behörden nicht nur 27 Aliase verwendet haben, sondern auch bereits wegen mehrerer Gewalt- und Sexualdelikte mehr als vier Jahre in Haft verbracht haben. Trotz allem konnte der Tatverdächtige offenbar nicht abgeschoben werden. Die Hintergründe dafür sind weiterhin unklar. Ministerin Paul muss dem Parlament und der Öffentlichkeit daher umgehend darlegen, welche Initiativen die Landesregierung unternommen hat, um der Kommune zum Beispiel bei der Abschiebung zu helfen. Auch die Fragen, warum der Tatverdächtige weiter in Krefeld untergebracht war, nachdem er dort bereits Mitarbeiter örtlicher Behörden bedroht hat, und inwiefern sich die Regionalen Rückkehrkonferenzen bereits mit ihm beschäftigt haben, sind dringend zu klären.“

Christina Kampmann:

„Nach den Vorfällen in Essen Ende des vergangenen Monats ist es nun innerhalb weniger Wochen erneut zu einer schwerwiegenden Bedrohung der öffentlichen Sicherheit durch einen mutmaßlich psychisch kranken Täter gekommen – und dies, obwohl beide Täter bereits polizeibekannt waren und im Rahmen des Präventionsprogramms PeRiskoP“ als Prüffälle galten. Innenminister Reul muss sich die Frage gefallen lassen, was dieses Programm wert ist, wenn es so fehleranfällig ist. Wir wollen daher wissen, warum das System nicht gegriffen hat und der Tatverdächtige offenbar aus dem Visier geraten ist. Einzig dem beherzten Eingreifen der zum Einsatzort geeilten Polizistinnen und Polizisten ist es augenscheinlich zu verdanken, dass der mutmaßliche Täter noch gestoppt werden konnte, bevor andere Menschen zu Schaden gekommen wären.  Minister Reul muss erklären, wie es trotz allem, was über den mutmaßlichen Täter bekannt war, zur Beinahe-Katastrophe kommen konnte.“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Wurde der Landtag nicht wahrheitsgemäß informiert? Kommunikationschaos der Landesregierung nach dem Terroranschlag muss untersucht werden“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Wurde der Landtag nicht wahrheitsgemäß informiert? Kommunikationschaos der Landesregierung nach dem Terroranschlag muss untersucht werden“

Wie der Spiegel heute berichtet, sollen interne Regierungsprotokolle über die chronologischen Geschehens- und Informationsabläufe zum Terroranschlag vom 23. August 2024 den öffentlichen Angaben der Landesregierung widersprechen. Demnach steht der Verdacht im Raum, dass Innenminister Reul den Landtag möglicherweise nicht wahrheitsgemäß über seine und interne Kenntnisstände zu fraglichen Zeitpunkten informiert haben könnte. Fragwürdig in diesem Zusammenhang ist auch, dass er offenbar im Nachgang seine mündlichen Aussagen vor dem Landtag im schriftlichen Protokoll korrigiert haben soll. Hierzu erklärt Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Es stehen mit der Berichterstattung erhebliche Vorwürfe im Raum. Die Landesregierung muss umgehend für Klarheit sorgen, wie der genaue Ablauf gewesen ist und ob Minister Reul dem Landtag womöglich nicht die Wahrheit gesagt hat. Sollte dies so sein, wäre das ein veritabler Skandal. Auch die Äußerungen von Ministerin Paul müssen jetzt dahingehend noch einmal überprüft werden. Es ist gut, dass schon bald ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss die Vorgänge rund um den Terroranschlag vom 23. August 2024 aufklären wird. Die jetzt bekannt gewordenen Widersprüche zeigen, dass auch die interne und externe Kommunikation der Regierungsbehörden untersucht werden muss. Hierzu werden die demokratischen Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP – wie vereinbart – die Landesregierung umgehend dazu auffordern, sämtliche Kommunikationsdaten zu sichern. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Sicherung schon längst geschehen ist. Alles andere wäre angesichts der bekannt gewordenen Entwicklungen ein weiterer Skandal.“

Lisa-Kristin Kapteinat / Rodion Bakum: „Woche der seelischen Gesundheit: Arbeit darf nicht krank machen!“

Lisa-Kristin Kapteinat / Rodion Bakum: „Woche der seelischen Gesundheit: Arbeit darf nicht krank machen!“

Zur Woche der seelischen Gesundheit bringt die SPD-Fraktion heute um 12:40 Uhr den Antrag „Arbeit darf nicht krank machen!“ in den Landtag ein. Hierzu erklären Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, und Rodion Bakum, Mediziner und SPD-Abgeordneter im Landtagsausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales:

Lisa-Kristin Kapteinat:

„Die Woche der seelischen Gesundheit steht dieses Jahr unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Das haben wir als SPD-Fraktion zum Anlass genommen, auf die Folgen seelischer Erkrankungen am Arbeitsplatz und wie wir in NRW zu einem gesunden Arbeitsumfeld beitragen können, aufmerksam zu machen. Die meisten Menschen in NRW arbeiten fast jeden Tag und müssen zusätzlich den Haushalt machen, ihre Kinder versorgen oder Familienangehörige pflegen. Das sind Belastungen, die sich nicht selten negativ auf die seelische Gesundheit auswirken. Der Arbeitsplatz darf deshalb nicht zum zusätzlichen Risiko für die seelische Gesundheit berufstätiger Familien werden. Wir wollen deshalb, dass jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer in NRW einen gesunden Arbeitsplatz vorfindet.“

Rodion Bakum:

„Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz darf kein „nice to have“ sein. Die Landesregierung kann eigene Maßnahmen ergreifen. So müssen beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert, die Selbsthilfe gestärkt sowie seelische Erkrankungen anerkannt und akzeptiert werden. Wir fordern die Landesregierung unter anderem auf, gemeinsam mit Gewerkschaften und Arbeitgebern präventive Maßnahmen zu entwickeln und diese flächendeckend zu ermöglichen. Dazu zählen insbesondere Gefährdungsbeurteilungen mit seelisch bedingten Arbeitsbelastungen: Seelische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für Krankeschreibungen und verursachen dreimal so lange Krankschreibungen wie andere Erkrankungen. Diese können verhindert werden! Dass die Landesregierung für das Jahr 2025 plant, die Mittel für die „Psychiatrische Versorgung“ um die Hälfte zu kürzen, halten wir für das völlig falsche Signal! Wenn Menschen am Arbeitsplatz krank werden, können sie nicht arbeiten. Kolleginnen und Kollegen müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen und werden dann selbst krank – eine Negativspirale, die wir aufhalten müssen. Berufstätige Familien stehen ohnehin schon vor großen Herausforderungen in unserem Land, seelische Erkrankungen am Arbeitsplatz sollten keine davon sein.“

+++ Gewalttaten in Krankenhäusern seit 2017 um mehr als 34 Prozent gestiegen +++

Lisa-Kristin Kapteinat: „Essen ist kein Einzelfall – Beschäftigte im Gesundheitswesen besser schützen“

Wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion hervorgeht, ist die Zahl der Fälle von Gewaltdelikten in Krankenhäusern und Sanatorien seit 2017 um über 34 Prozent gestiegen. Hierzu erklärt Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Der gewaltsame Angriff auf Klinikkräfte in einem Essener Krankenhaus ist kein Einzelfall. Tatsächlich hat es im vergangenen Jahr 1.705 bekannt gewordene Fälle von Rohheitsdelikten und Straftaten gegen Beschäftigte in Krankenhäusern und Sanatorien gegeben. Das sind absolute Schockzahlen, die alle wachrütteln müssen. Beschäftigte im Gesundheitswesen müssen besser geschützt werden. Leider ist der Antwort der Landesregierung auf unsere Anfrage nicht zu entnehmen, wie sie das gewährleisten will. Sie scheint das Thema nicht gerade mit Hochdruck anzugehen – was auch eine Erklärung für diese dramatische Steigerung sein könnte.

Unser Antrag für mehr Respekt für unsere Gesundheitspersonal, in dem wir u.a. eine Meldepflicht von Gewaltvorfällen gegen Gesundheitspersonal, Deeskalationstrainings für die Beschäftigten, die Förderung von baulichen und technischen Präventionsmaßnahmen und die Ausstattung mit Notrufgeräten und -systemen gefordert haben, wurde jedenfalls mit den Stimmen von CDU und Grünen weggestimmt. Weitergehende Initiativen der Landesregierung sind danach nicht erfolgt. Als SPD-Landtagsfraktion wollen wir diese Zahlen nicht hinnehmen. Die Landesregierung muss die Entwicklung sehr ernst nehmen und schnell ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Tisch legen. Sie darf sich dafür aus unserem Antrag gerne bedienen.“

Lisa-Kristin Kapteinat / Elisabeth Müller-Witt / Alexander Vogt: „Grüne Minister*innen in der Landesregierung kaum noch handlungsfähig“

Lisa-Kristin Kapteinat / Elisabeth Müller-Witt / Alexander Vogt: „Grüne Minister*innen in der Landesregierung kaum noch handlungsfähig“

Die SPD-Fraktion hatte für heute drei Aktuelle Viertelstunden beantragt: im Wirtschaftsausschuss, im Integrationsausschuss und im Rechtsausschuss. Anlass waren die aktuellen Entwicklungen bei Thyssenkrupp, die jüngsten Erkenntnisse zu weiteren Versäumnissen von Ministerin Paul im Fall des Anschlags von Solingen sowie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus der vergangenen Woche zur Besetzung des OVG in Münster.

Hierzu erklären Lisa-Kristin Kapteinat, Elisabeth Müller-Witt und Alexander Vogt, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

Lisa-Kristin Kapteinat:

„Ministerin Paul hat heute unsere Fragen erneut nicht richtig beantworten können. Ihr fehlen offensichtlich das Interesse und die nötige Kompetenz, um sich auf diesem wichtigen Themenfeld zu bewegen. Wir wissen jetzt zwar, wie Frau Paul das Wochenende nach dem Anschlag verbracht hat und dass sie am Sonntag ihre Fachabteilung mit der Sachverhaltsaufklärung beauftragt haben soll. Allerdings ist weiterhin unklar, ob sie wirklich dauerhaft erreichbar war, warum sie so spät davon erfahren hat, dass ihre Zuständigkeit betroffen ist, und was sie unmittelbar danach veranlasst hat. Schließlich wurde bereits im Laufe des 24. August – also des Samstags – bekannt, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um eine ausreisepflichtige Person handelt. Zudem wurde mit der heutigen Sitzung erneut ein massiver Fehler in ihrem Verantwortungsbereich öffentlich. Eine längere Abwesenheit des Tatverdächtigen in der Notunterkunft des Landes im April 2023 hätte Anlass für eine Nachtzeitverfügung sein müssen – wenn sie denn gemeldet worden wäre. Da sich Frau Paul aber seit ihrem Amtsantritt um die Rückführung Ausreisepflichtiger in ihrer Zuständigkeit scheinbar überhaupt nicht gekümmert hat, waren derartige Fehler geradezu vorprogrammiert. Hier zeichnet sich inzwischen ein Gesamtbild organisierter Verantwortungslosigkeit ab. Unser Vertrauen in ihre Amtsführung wird von Tag zu Tag kleiner.“

Elisabeth Müller-Witt:

„Minister Limbach ist in der nordrhein-westfälischen Justiz keine Autorität mehr. Er hat ihr mit seinem Vorgehen bei dem Verfahren zur Besetzung des Oberverwaltungsgerichts überdies einen schweren Schaden zugefügt. Auch unabhängig davon, wie das OVG künftig in dieser Frage entscheiden wird, ist Herr Limbach eine lame duck, die in der Rechtspolitik keine Akzente mehr wird setzen können. Das zeigen auch fast 28.000 offene Haftbefehle und 230.000 unerledigte Ermittlungsverfahren. Ein Offenbarungseid, der immer mehr Zweifel an seiner Regierungskompetenz lässt.“

Alexander Vogt:

„Ministerin Neubaur ist bei Thyssenkrupp nicht auf dem Platz. Seit vergangener Woche gibt es von ihr keinen substanziellen Beitrag zu den Auswirkungen des industriepolitischen Erdbebens für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. In der heutigen Aktuellen Viertelstunde erklärte sie, dass die Landesregierung auf jegliches Mitspracherecht bei Thyssenkrupp verzichtet – sowohl auf einen Sitz im Aufsichtsrat als auch im Kuratorium der Krupp-Stiftung, weil das angeblich nicht Aufgabe des Landes sei. Diese Sichtweise verwundert doch sehr, wenn man bedenkt, dass die Landesregierung mit 700 Mio. Euro Fördermitteln für Thyssenkrupp sehr viel Steuergeld investiert hat. Darüber hinaus steht diese Haltung auch im krassen Widerspruch dazu, wie Vertreterinnen und Vertreter des Landes sonst in Aufsichtsräten anderer Unternehmen agieren. Auch zu den Konsequenzen der Entwicklungen bei VW für den Industriestandort NRW hatte Frau Neubaur heute keine eigene Einschätzung. Es wird immer deutlicher: Mit wolkigen Floskeln täuscht man Handlungsfähigkeit nur vor.“

Lisa-Kristin Kapteinat / Volkan Baran: „Widersprüche, Ahnungslosigkeit und Nichterreichbarkeit – immer neue Erkenntnisse und Fragen an Ministerin Paul“

Lisa-Kristin Kapteinat / Volkan Baran: „Widersprüche, Ahnungslosigkeit und Nichterreichbarkeit – immer neue Erkenntnisse und Fragen an Ministerin Paul“

Die SPD-Fraktion hat heute eine Aktuelle Viertelstunde für die Sitzung des Integrationsausschusses am kommenden Mittwoch, 4. September 2024, beantragt. Anlass dafür sind aktuelle Berichterstattungen von Focus online und des WDR, wonach einerseits die Bezirksregierung Detmold den Ausführungen der Ministerin widerspricht, dass der Tatverdächtige am Tag seiner Abschiebung nicht in seiner Unterkunft gewesen sein soll. Ausweislich des DIAS-Systems soll er an besagtem Tag in der Einrichtung gewesen und nicht erst am Folgetag wieder aufgetaucht sein. Zudem wurde jetzt bekannt, dass die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Paderborn sich per WhatsApp-Gruppe vor möglichen Abschiebungen gewarnt haben sollen. Einmal mehr stellt sich daher die Frage, warum die Landesbehörden keine Nachtzeitverfügung erlassen haben. Hinzu kommt, dass die Ministerin am Wochenende des Anschlags zunächst gar nicht erreichbar gewesen sein und sich eine Mitarbeiterin erst später erkundigt haben soll, ob etwas Wichtiges sei. Hierzu erklären Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende, und Volkan Baran, integrationspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion:

Lisa-Kristin Kapteinat: 

„Ministerpräsident Wüst und Ministerin Paul haben maximale Transparenz versprochen. Nach und nach kommen aber immer mehr Details des Organisationsversagens dieser Landesregierung ans Licht. Vor allem die Rolle der Ministerin wirft immer weitere Fragen auf. Sie steht zunehmend unter Druck.“

Volkan Baran:

„Die aktuellen Widersprüche und neuen Erkenntnisse müssen dringend aufgeklärt werden. Zumal die Ministerin in der Sondersitzung vergangene Woche zentrale Fragen nicht beantworten konnte. So wollten wir zum Beispiel wissen, warum Ministerin Paul das gemeinsame Rückkehrzentrum nicht in Anspruch genommen hat, um kurzfristig einen Flug für die Abschiebung zu erhalten. Daher muss sich die Ministerin am kommenden Mittwoch erneut den Fragen des Parlaments stellen.“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Herrscht bei Ministerin Paul die völlige Ahnungslosigkeit?“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Herrscht bei Ministerin Paul die völlige Ahnungslosigkeit?“

Wie Recherchen des WDR ergaben, soll das Fluchtministerium von Ministerin Josefine Paul offenbar noch kurz vor einem von ihr anberaumten Pressegespräch grundsätzliche Informationen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erfragt haben, die eigentlich zu seinen Kernaufgaben gehören. Hierzu erklärt Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Scheinbar herrschen bei Ministerin Paul chaotische Zustände. Das könnte auch erklären, warum die Ministerin bis Dienstag regelrecht abgetaucht war. Sie wusste offenbar nicht Bescheid und musste sich hektisch noch grundsätzliche Informationen zusammentragen lassen. Die Recherchen bestätigen jedenfalls, was wir schon lange vermuten. Josefine Paul hat sich für das Thema seit ihrem Amtsantritt einfach nicht interessiert. Auf Desinteresse folgt Ahnungslosigkeit. Auch dieses Amtsverständnis wird im weiteren Verlauf der Aufklärungen zu untersuchen sein.“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Sondersitzung zum Anschlag in Solingen: Mehr Fragen als Antworten“

Lisa-Kristin Kapteinat: „Sondersitzung zum Anschlag in Solingen: Mehr Fragen als Antworten“

Im Anschluss an die von der SPD-Fraktion beantragten gemeinsamen Sondersitzung von Integrations- und Innenausschuss zum mutmaßlichen IS-Terroranschlag in Solingen erklärt Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Mit dem heutigen Tag hat die parlamentarische Aufklärung des Anschlags von Solingen in Nordrhein-Westfalen begonnen. Dass diese dringend nötig ist, hat die heutige Sitzung bewiesen. Wir haben Ministerin Josefine Paul viele Fragen gestellt, keine hat sie zufriedenstellend beantwortet. Außer Ausführungen darüber, wie kompliziert das Dublin-Verfahren doch ist und dem gewohnten Fingerzeig nach Berlin, hat sie keine konkreten Antworten geliefert. Nur eines ist klar: Die Ministerin war nach dem Anschlag bis heute nicht in Solingen. Die Möglichkeiten des Landes nach dem missglückten Abschiebeversuchs tätig zu werden, wurden nicht genutzt. Sie scheint sich ihrer Verantwortung, die sie als für Abschiebungen zuständigen Ministerin trägt, nicht bewusst zu sein. Reflexartig hat sie diese Verantwortung anderen zugeschoben. Der desaströse Auftritt von Ministerin Paul hat mich schockiert und macht klar: Im weiteren Verlauf des parlamentarischen Verfahrens ist jede Form der Aufklärung angebracht.“

Lisa-Kristin Kapteinat/Elisabeth Müller-Witt: Hintergründe für den Solinger Anschlag umfassend aufklären

Lisa-Kristin Kapteinat / Elisabeth Müller-Witt: „Hintergründe für den Solinger Anschlag umfassend aufklären“

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Messerangreifers auf dem Solinger Stadtfest mit drei Toten und acht Verletzten wird auf den verschiedenen politischen Ebenen über die notwendigen Konsequenzen beraten. Hierzu erklären die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag NRW, Lisa-Kristin Kapteinat und Elisabeth Müller-Witt:

Lisa-Kristin Kapteinat:

„Zunächst einmal sind wir erleichtert zu hören, dass alle schwer verletzten Opfer nicht mehr in Lebensgefahr schweben und auf dem Weg der Besserung sein sollen. Unser Dank gilt allen Beteiligten, Einsatzkräften von Polizei, Rettungsdienst und den zahlreichen Seelsorger. Der Ermittlungsdruck hat dazu geführt, dass sich der Tatverdächtige schlussendlich gestellt hat. Die Rettungskräfte haben dafür gesorgt, dass die Schwerverletzten schnell und professionell behandelt wurden. Den Bürgerinnen Bürgern von Solingen und insbesondere denjenigen, die friedlich feiern wollten und Zeugen dieser schrecklichen Tat wurden, wünschen wir in den nächsten Tagen und Wochen viel Kraft, um das Geschehen zu verarbeiten.

Wir müssen jetzt klären, warum der mutmaßliche Täter noch in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht war und nicht das Land verlassen hatte. Hier erwarten wir auch von Flüchtlingsministerin Josefine Paul Antworten. Diese Klärung sind wir den Opfern und ihren Angehörigen schuldig. Denn diese Tat wäre nicht passiert, wenn der Tatverdächtige abgeschoben worden wäre. Die Landesregierung muss einen umfassenden Bericht auch zur Vorgeschichte des mutmaßlichen Attentäters vorlegen. Daher werden wir für die kommende Woche eine gemeinsame Sondersitzung von Innen- und Integrationsausschuss beantragen.“

Elisabeth Müller-Witt:

„Es ist gut, dass der Täter jetzt gestellt wurde. Die Ermittlungsbehörden haben in den vergangenen Stunden großartige Arbeit geleistet und sie haben unser volles Vertrauen, die weiteren Hintergründe, schnell und erfolgreich aufzuklären. Nach allem, was wir wissen, handelte es sich bei der Tat um die eines Einzeltäters, der mit einem Küchenmesser, das jeder von uns zu Hause in der Schublade hat, seine Tat ohne Vorbereitung und möglicherweise ohne ein unterstützendes Netzwerk durchführen konnte. Ein Messerverbot hätte diese Tat wahrscheinlich nicht verhindert. Wir sollten daher keine Debatte führen, die diese Tat nicht verhindert hätte. Das Messer hätte nach der aktuellen Gesetzeslage bereits nicht mitgeführt werden dürfen.

Aber trotz allem müssen wir uns die Frage stellen, was wir aus dieser Tat lernen. Es macht jetzt auch keinen Sinn, dass reflexhaft Forderungen aufgestellt werden, die weder rechtlich noch tatsächlich umgesetzt werden können. Die Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch, dass wir jetzt sachlich die notwendigen Maßnahmen diskutieren und nicht versuchen, von den eigenen Fehlern abzulenken. Vielmehr ist jetzt die Stunde der schonungslosen Analyse und der bedingungslosen Umsetzung der sich daraus ergebenden notwendigen Schritte.“